Idealisten sind die ersten die daran glauben müssen! - In etwa so hat mir mal ein Arbeitskollege einen gut gemeinten Ratschlag erteilt. Er lag damit total daneben.
Ich habe mich in den letzten Monaten etwas mit dem Thema der emotionalen Intelligenz befasst. Getriggert durch den Vater des Konzepts emotionaler Intelligenz, Daniel Goleman, und sein lesenswertes Buch The Emotionally Intelligent Leader , hat mich ein Gedanke gefesselt. Wohl auch weil durch Erlebtes in den letzten Jahren geprägt.
Allgemein und sehr vereinfacht gesagt, können Führungskräfte, basierend auf Ihren Denkmustern, in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Pragmatiker oder Idealisten. Wie gesagt, sehr vereinfacht gesprochen. Sie können sich natürlich auch irgendwo dazwischen bewegen, wohl aber eher auf einem schmalen Grat zwischen den beiden Ausprägungen. Letztlich wird aber eine der beiden Ausprägungen dominanter sein als die andere.
Wo liegen die Unterschiede?
Idealistische Führungskräfte sind visionäre Denker. Sie konzentrieren sich auf die grossen Ideen und das Endergebnis. Sie kümmern sich weniger um die Schritte, die sie dorthin führen. Daher kann man ihnen oft vorwerfen, dass sie durch eine zu rosarote Brille schauen, obwohl sie in Wirklichkeit nur das Endziel "sehen" und wirklich glauben, dass es einen Weg dorthin (zum Zielbild) gibt. Ein ausgeprägter unternehmerischer Geist und die Fähigkeit leicht von einer “Priorität” zur nächsten springen zu können zeichnen solche Führungskräfte aus. Leider verstehen sie aber auch oft nicht, warum ihre Teammitglieder nicht so schnell hinter ihnen her springen können. Von der einen zur nächsten Station.
Pragmatische Führungskräfte sind praktisch denkende Menschen. Sie konzentrieren sich auf die Prozesse hinter einer Aufgabe oder einem Ziel. Ihre oberste Priorität ist es, herauszufinden, wie die Dinge erledigen werden. Am liebsten greifen sie gleich selber in "den Prozess" ein. Daher wird pragmatischen Führungskräften auch oft vorgeworfen, sie seien "eindimensional" in ihrer Herangehensweise, während sie in Wirklichkeit einfach alle Schritte inkl. der Hindernisse betrachten, um zum Endergebnis zu gelangen. Es ist eine viel linearere Art zu denken und zu “tun” als die Art, wie idealistische Führungskräfte denken.
Was ist im Geschäftsleben nun besser — eine pragmatische, realistische Führungskraft oder eine idealistische, visionäre Führungskraft?
Die Frage lässt sich so natürlich nicht beantworten. Oh, Wunder! Die Wahrheit ist, dass beide Führungsstile entscheidend sind. Für den Aufbau eines starken Teams aber auch zur Erreichung der gesteckten Ziele.
Meine These: Die besten Führungskräfte, können ihren angeborenen Denkstil (idealistisch oder pragmatisch) mit ihrem nicht-dominanten Stil ausgleichen... werden so gar zum Vorwärtsmacher. Aber nicht nur das. Sie verstehen, dass dieser Grundgedanke auch auf ganze Teams angewandt werden kann. Mit anderen Worten: Ich glaube, dass die besten Teams aus idealistischen und pragmatischen Denkern bestehen. Diverse Teams sind starke Teams und Vielfalt in der Denke eines der Merkmale wenn es darum geht bessere Entscheidungen zu treffen und Erfolge zu feiern.
Eine der wichtigsten Aufgaben einer Führungskraft sollte daher darin bestehen, die unterschiedlichen Denkstile gekonnt zusammenzubringen, für bessere und leistungsstärkere Zusammenarbeit: Diversifizierung des Denkens im Team quasi. Durch die Vermischung verschiedener Denkstile wird ein Team ausgewogener und dadurch in der Lage sein, die besseren Ergebnisse zu erzielen. Wenn der Leiter des Teams diese Unterschiede im Denken jedoch nicht versteht und es nicht schafft, die Teammitglieder zu einer kohärenten Mischung zusammenzuschweissen, werden die Ergebnisse negativ beeinflusst.
Unterm Strich ist weder der eine noch der andere Führungs- oder Denkstil der einzig richtige, aber zusammen können sie eine starke und sehr erfolgreiche Führungskraft und ein Team ergeben. Und um auf den Ratschlag zurückzukommen: Idealisten sind definitiv nicht die ersten die daran glauben müssen... auf die Dosierung kommt es an 😉